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Zwei unvernünftige Patienten – und die Folgen

2008-2018 - Novacorpus – 10 Jahre Medizintourismus

Zu unserem 10. Geburtstag veröffentlichten wir eine Artikelserie über Medizintourismus und die damit im Laufe der Zeit gesammelten Erfahrungen.

Seit 2008 sind mit Hilfe von Novacorpus über 2000 Patienten und Patientinnen ins Ausland gereist, um sich dort behandeln zu lassen. In den allermeisten Fällen gab es keinerlei Probleme. Die zwei folgenden Vorfälle, bei denen es sich zum einen um eine  Haartransplantation und zum anderen um eine Brustvergrösserung handelte (und die weniger als einen Fall pro Tausend Patienten repräsentieren), zeigen, dass es trotz allem manchmal zu überraschenden Entwicklungen kommen kann.  

Von illegalen Drogen sollte man die Finger lassen

Freitagnachmittag, 2013. Es ist unter Ärzten ein klassisches Beispiel für Murphys Gesetz: Wenn sich andere Menschen ins Wochenende aufmachen, kommt es bei Patienten natürlich zu Komplikationen. Es ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.

Und genauso war es hier: Einer unserer Patienten war in eine grosse europäische Stadt gereist, um sich einer Haartransplantation zu unterziehen. Da rief mich der Chirurg mit leichter Panik in der Stimme an, um mir mitzuteilen, dass der Patient anscheinend von der Polizei festgenommen wurde und nun ihn, den Chirurgen, um Hilfe gebeten habe. Der Grund für die Festnahme: Drogenbesitz bei Einreise in das Land. Nun, das könnte für unseren Unglücksraben ein teurer Spass werden.

Der arme Chirurg wusste nicht, was er machen sollte, und bat mich um Rat. Ich teilte seine Befürchtungen, dass der Patient mit schwerwiegenden Konsequenzen zu rechnen hatte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, den Patienten, seine Begleitperson und die Polizeistation telefonisch zu erreichen, wurde uns klar, dass wir bis Montag warten müssten, um mehr zu erfahren. Es ist wirklich eine verrückte Situation, wenn ein Arzt zwischen der Polizei und dem Beschuldigten vermitteln soll. So etwas sollte es im Medizintourismus nicht geben.

Unerwarteter Ausgang

Dann war es Montag. Wir sahen schon einen Prozess mit harter Strafe, Jahre im Gefängnis, vor uns. Aber es kam ganz anders. Der Patient war wieder nach Frankreich zurückgekehrt und schien sich mit der Polizei gut verstanden zu haben (ohne Zweifel waren die Polizisten genauso wie der Patient nicht darüber erfreut gewesen, das Wochenende auf der Polizeistation verbringen zu müssen). Nach einem Urintest war festgestellt worden, dass er weniger Drogen in sich hatte als zuerst angenommen. Somit verwies die Polizei ihn einfach des Landes. Das war nicht ideal, aber auf jeden Fall besser, als jahrelang hinter Gittern zu sitzen.

Letztendlich liess sich der Patient in einem anderen Land behandeln. Die finanziellen Konsequenzen waren jedoch ziemlich hart, besonders für den Chirurgen. Denn er hatte einen Operationsraum reserviert, ohne jedoch dort tätig gewesen zu sein (und er musste dafür aus eigener Tasche zahlen).

Lust auf Shopping – und die Folgen für eine Brustvergrösserung

Ein Sonntag im Frühling 2014. Einer unserer Chirurgen rief uns an. Er war sehr müde, denn er hatte sich in der Nacht um einen Notfall kümmern müssen. Was war passiert?

Unsere Patientin hatte sich am Freitag davor erfolgreich einer Brustvergrösserung unterzogen. Die Operation war gut verlaufen und die Patientin sowie der Chirurg waren zufrieden. Er sah sie am darauffolgenden Samstagmorgen und die Patientin konnte die Klinik verlassen, da es ihr gut ging. Der Chirurg betonte jedoch, dass sie sich im Hotel weiterhin erholen sollte, da sie gerade operiert worden war. Er sagte ihr auch eindringlich, dass es ausser Frage stünde, die Stadt zu besichtigen, weil es zu früh wäre. Die Patientin stimmte widerwillig zu. Sie war mit einem Freund als Begleitperson gekommen und da sie schon einmal da war, wollte sie natürlich gerne die Sehenswürdigkeiten sehen und einkaufen gehen. Das kann man verstehen, aber das hätte sie ja ein anderes Mal nachholen können.

Als die Patientin dabei war, die Klinik zu verlassen, riefen die Krankenschwestern noch einmal den Chirurgen. Es kam ihnen nämlich so vor, als wollte die Patientin nicht ins Hotel, sondern auf Einkaufstour gehen. Der Chirurg wiederholte seine Anweisungen: Da sie am Vortag operiert worden war, müsse sie sich unbedingt ausruhen, sonst könnten Komplikationen auftreten, insbesondere wenn die frisch operierte Brust Stösse abbekommen würde. Die Patientin gab zu, dass sie nicht ins Hotel gehen wollte, es jetzt aber tun würde. Der Chirurg machte mit ihr einen Termin für die Nachsorgeuntersuchung am folgenden Tag aus.

Anruf mitten in der Nacht

Der Tag verlief ohne Zwischenfälle, aber um 3 Uhr morgens klingelte das Telefon des Chirurgen. Es war die Patientin. Sie hatte Schmerzen in ihren Brüsten, die extrem angeschwollen waren. Der Chirurg bat sie, sofort in die Klinik zu kommen und machte sich auch auf den Weg dorthin. Er untersuchte sie und stellte fest, dass die Brüste im Vergleich zum Vortag enorm an Volumen zugenommen hatten, weil es zu einer starken Blutung gekommen war. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Patientin ein weiteres Mal zu operieren, um die Blutungen zu stoppen. Der Chirurg war mehrere Stunden damit beschäftigt.

Er schaffte es, die Blutung zu stoppen und die Patientin hatte das Schlimmste überstanden. In Tränen aufgelöst gestand sie ihm, dass sie nicht auf ihn gehört und die Stadt besichtigt hatte und einkaufen gegangen war. Sie war 9 Stunden lang auf den Beinen gewesen, war kilometerweit gelaufen, weil sie dachte, dass sie doch noch jung war und sich nicht im Hotel ausruhen müsste. Anfänglich ging auch alles gut, dann hatte sie jedoch abends Beschwerden bekommen. Um 3 Uhr morgens konnte sie diese nicht mehr ertragen und rief den Chirurgen an.

Eine Operation sollte nie unterschätzt werden

Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, dass einige Patienten (zum Glück sind es nur sehr wenige) nicht auf die Anweisungen der Ärzte hören, obwohl diese es doch als Experten besser wissen. Wir müssen immer mehr Patienten erklären, dass eine Operation nicht wie ein Einkauf im Supermarkt ist (eine alltägliche und banale Aktivität). Zum Glück ging dieser Fall gut aus. Es war übrigens der einzige Fall in 10 Jahren, bei dem es nach einer solchen Operation zu Blutungen gekommen war und ein zweiter Eingriff vorgenommen werden musste. Er zeigt, wie wichtig es ist, die Patienten über alle Risiken einer Operation aufzuklären. Aber was hätte unser Chirurg in diesem Fall noch machen können, nachdem er der Patientin doch mehrere Male die Gefahren ihrer Unternehmung dargelegt hatte?

Umsichtig sein und bereitstehen

Als Arzt lege ich immer viel Wert auf die medizinische Seite unseres Geschäfts und wähle Chirurgen und Zahnärzte aus, die mit Umsicht vorgehen: Sie informieren ihre Patienten (und wiederholen diese Informationen, falls der Patient sie vergessen haben sollte) und führen ihnen die Risiken vor Augen, die sich vermeiden lassen, wenn man die Anweisungen des Arztes genau befolgt. Die grosse Mehrheit unserer Patienten macht das auch. Dieser Fall war eine Ausnahme, die fast karikaturartige Züge hatte. Dies hätte auch bei uns in der Schweiz passieren können. Die Tatsache, dass unser Chirurg mitten in der Nacht zur Verfügung stand, bedeutete, dass die Patientin rechtzeitig behandelt werden konnte.


Dr. med. Stéphane von Büren
Direktor und Gründer von Novacorpus

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